Mitarbeiter sind das höchste Gut im Maler- und Stuckateurbetrieb, doch leider „seltene Ware“. Besonders neue Mitarbeiter zu finden, stellt für viele Unternehmer eine extrem große Herausforderung dar. Viele finden es gar schlichtweg unmöglich. Entweder gibt es gar keine Bewerber oder nicht die richtigen und wenn es vielleicht doch welche geben könnte, wissen viele nicht, wo und wie sie diese finden können. Klassische Stellenanzeigen in Printmedien bringen schon längst nicht mehr den gewünschten Erfolg. Auch Mund-zu-Mund-Propaganda wie früher üblich, funktioniert heutzutage nicht wirklich.
Über den Tellerrand schauen
All diese Probleme kennt auch Gert Kautetzky, Chef eines großen Logistikunternehmens im hessischen Stadtallendorf. 60 Sattelzüge wollen täglich chauffiert werden. Im Winter fährt die Kautetzky Internationale Spedition GmbH & Co. KG oft auch für die Farbenindustrie, da sie trotz frostiger Temperaturen mit ihren beheizten Auflegern Farbe sicher ans Ziel bringt. Die Nachfrage nach Transportfahrten ist groß. An Aufträgen mangelt es dem Speditionsunternehmen nicht. Doch jeder Sattelzug benötigt einen Fahrer. War früher für viele junge Männer der Job als Berufskraftfahrer noch ein Traumberuf, haben sich die Zeiten geändert. Heutzutage ist es für Kautetzky schwer, gute Leute zu rekrutieren. Der Fachkräftemangel, wachsender Verkehr auf den Straßen und die Konkurrenz aus Osteuropa machen es dem Spediteur nicht leicht, geeignete LKW-Fahrer zu finden. Zudem muss ein Berufskraftfahrer neben dem LKW-Führerschein noch weitere Zusatzqualifikationen erfüllen. Kautetzky musste in der Vergangenheit schon einiges an Überzeugungsarbeit leisten, um an neue Mitarbeiter zu kommen. Klassische Printanzeigen in Lokalzeitungen brachten ihm nur wenig oder sehr verhaltenen Rücklauf. Tageszeitungen dienen dem Leser häufig nicht mehr als ausschließliche Informationsquelle. „Teilweise werden Tageszeitungen heutzutage gar nicht mehr gekauft oder nur dann berücksichtigt, wenn sie kostenlos verteilt werden“, bringt der Spediteur seine Erfahrung auf den Punkt.
Kein Mainstream – Anders sein
Trotzdem hat Kautetzky bei seiner letzten, aktiven Personalsuche neue Mitarbeiter gefunden. Sein Rezept: Er ist aus alten Mustern ausgebrochen und hat neue Wege beschritten. Und das sehr erfolgreich. Auf die Idee brachte ihn ein Bekannter. Er solle doch einfach mal „etwas Besonderes machen“. Gesagt, getan. Und so blieb Kautetzky zwar der Lokalzeitung treu, schaltete aber eine Printanzeige in heimischer Mundart – auch Platt genannt. Diese alte, regionale Sprache wird noch von sehr vielen Mitbürgern in der Region gesprochen. Die Stellenanzeige in Dialekt zu formulieren, geschah gut überlegt und nicht aus einer Laune heraus. „Ich habe mir ganz gezielt überlegt, wen ich damit ansprechen will, nämlich Menschen aus der Region, die sich damit identifizieren können“, sagt Kautetzky. Zudem dokumentiert die Mundart-Anzeige, dass auch das Unternehmen seine Wurzeln in der Region hat. Dialekt verbindet, schafft Aufmerksamkeit und Vertrautheit.
Mut wird belohnt
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und die Resonanz war groß. Job-Interessenten meldeten sich häufig ebenfalls in besagter Mundart oder schrieben sogar ihre Bewerbung auf Platt. Doch nicht nur Bewerber meldeten sich – auch Leser der Tageszeitung, die über die Anzeige „gestolpert“ waren, zollten ihren Respekt und brachten ihre Begeisterung zum Ausdruck. „Mich rief zum Beispiel mein alter Berufsschullehrer an, um mir zu sagen, wie toll er das findet“, erzählt Kautetzky und freut sich noch spürbar über einen weiteren Anruf: „Außerdem hat eine 80jährige Dame angerufen, die sich dahingehend äußerte, zwar keinen LKW fahren zu können, aber ganz angetan von der Anzeige war.“ Die Anzeige hatte Wellen geschlagen weit über die Zielgruppe hinaus. Das ist Imagewerbung wie sie besser kaum laufen könnte.
Im digitalen Zeitalter verbreiten sich spannende, kuriose oder informative Texte gleich welcher Art schneller als jemals zuvor. Als die Anzeige schließlich auf Facebook gepostet und über Social-Media geteilt wurde, war die Resonanz noch einmal um ein Vielfaches größer. Die Etwas-Andere-Stellenanzeige machte schnell die Runde. Bei einer Anzeige, die so viel Aufmerksamkeit erzeugt, bleibt der Erfolg natürlich nicht aus. Kautetzky konnte drei neue Mitarbeiter aus der Region einstellen.
Wer wahrgenommen werden will, muss auffallen. Das gilt für jedes Unternehmen.