Die Szenerie mutet surreal an: Im Hintergrund ziehen die großen Frachtschiffe mit Kurs auf die Elbemündung vorbei. Davor spiegeln sich die Pferde im Wasser. Sie traben und galoppieren durch das Watt, Meerwasser und Schlick spitzen durch die Luft. Seit 1902 messen sich im Duhner Watt Amateure und Profis. Die Pferderennen auf dem Meeresgrund ziehen jedes Jahr tausende von Zuschauern an. Sie kommen an einem Wochenende im Juli an die Nordseeküste, wenn das Wattenmeer nicht nur den Kurgästen und der Wattenpost, sondern auch 150 Rennpferden gehört.
Am frühen Morgen ist da, wo in wenigen Stunden die Rennen stattfinden werden, von einer Rennbahn noch nichts zu sehen. Wasser soweit das Auge reicht. Langsam setzt die Ebbe ein, das Meer zieht sich zurück und die Rennbahn – ein 1,2 Kilometer langes Oval mit den weißen Pflöcken – wird mehr und mehr vom Wasser freigegeben. Bis zum Vormittag wird das Wasser weitgehend verschwunden sein und dann können die sechs Trab- und Galopprennen auf dem Meeresgrund beginnen. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es ein vergleichbares Turf-Spektakel.
Langsam finden sich die Zuschauer ein. Einige haben Kühlboxen, Kaffee und Kuchen dabei. Andere bringen gleich ihr Campingmobiliar mit. Wieder andere nutzen die aufgebauten Tribünen. Die Plätze vor dem Deich werden zunehmend gefüllt. Wer im Besitz eines Fernglases ist, kann das Renngeschehen hautnah erleben. Aus den alten mausgrauen Lautsprechern plärren Hits aus den neunziger Jahren. Hinter dem Deich wird ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten.
Die Teilnehmer des erstens Trabrennens werden aufgerufen. Nach und nach begeben sich die Fahrer mit ihren Sulkys in das Watt und drehen einige Runden. Für manche Pferde ist der feuchte und glitschige Untergrund Neuland, andere setzten ihre Hufe selbstbewußt ins Watt. Nach einigen lockeren Proberunden wird es ernst. Das Rennen wird gestartet, die Pferde ziehen ihre Fahrer durch den Schlick, inmitten der Fontänen der anderen Sulkys.
Pferde und Fahrer bekommen eine gehörige Ladung Sand und Salzwasser ab. Für die Fahrer in der zweiten Reihe wird das schnell zum Problem – die Sicht ist weg. Überholen ist so gut wie unmöglich. Der Fahrer muß sich ganz und gar auf sein Pferd verlassen. Nach anderthalb Runden steht der Sieger fest. Pferde und Fahrer sehen aus, als hätten sich sich im Matsch gesuhlt. Und man sieht ihnen den Spaß an, den sie dabei haben. Später werden die Fahrer den Sand und das Wasser aus ihren Stiefeln kippen und ihre Pferde waschen.
Zu einem richtigen Renntag gehört auch das Zocken. Und so finden sich in Duhnen auch unzählige kleine Buden mit dem Schild „Pferdewetten“ darüber. Hier sitzen die Damen und Herren an den Wettmaschinen und haben sichtlich viel zu tun.
Pferderennen, das sind immer auch Wettveranstaltungen. Das ist in Duhnen nicht anders als in den übrigen norddeutschen Rennorten. Allerdings sucht man beim Duhner Wattrennen große Hüte und dicke Zigarren vergebens. Das Duhner Wattrennen ist eher eine familientaugliche Veranstaltung.
Das nächste Duhner Wattrennen findet am 12. Juli 2015 statt. Das erste Rennen startet um 13.00 Uhr.
Nachtrag:
Im Jahr 2016 findet das Duhner Wattrennen am 14. August 2016 statt. Mehr Infos gibt’s beim Verein für Pferderennen auf dem Duhner Watt e. V.