In fast jedem Unternehmen gibt es hin und wieder mal Konflikte unter Mitarbeitern und Kollegen. Das ist völlig normal und natürlich auch menschlich. Man gerät aneinander, weil vielleicht etwas nicht so gelaufen ist, wie vorher geplant. Oder weil jemand etwas falsch gemacht hat und dadurch ein weiteres Problem entstanden ist. Diese Art der Konflikte können meist schnell gelöst und aus der Welt geschafft werden.
Es gibt aber auch eine andere Art von Konflikten. Solche die unterschwelliger sind, nicht sofort offensichtlich und auch nicht immer gleich auffallen oder an die Oberfläche geraten. Sie haben meist einen anderen Ursprung, einen der tiefer sitzt. Eine sofortige Lösung oder Schlichtung stellt sich daher schwieriger dar. Die Rede ist hier von solchen die durch Neid entstehen.
Was genau ist Neid? Wikipedia definiert Neid als eine Empfindung, bei der die neidende Person über die Güter einer anderen Person selbst verfügen möchte oder ihr diese nicht gönnt. Dabei kann sich der Neid auf materielle Besitztümer und auf immaterielle Vorzüge wie Attraktivität, Erfolg, Freundschaften oder Privilegien beziehen
Neid ist ein alltägliches und sicher auch deutsches Problem, denn die „deutsche Neidkultur“ ist ein geflügeltes Wort. Niemand gibt gerne zu, dass er neidisch ist. Und niemand würde sich selbst so bezeichnen. Dennoch: Neid ist allgegenwärtig.
Nicht jeder Chef steht „Neid“ kritisch gegenüber. So kann Neid durchaus ein Anreiz für eine bessere Leistung sein. Ist beispielsweise ein neuer Kollege ein Crack auf seinem Gebiet, kann dies Kollegen anspornen, sich selbst auch zu verbessern und dem Kollegen nachzueifern. Um denselben „Stand“ wie der Kollege zu erreichen, gibt der eine oder andere Mitarbeiter dann vielleicht mehr Gas. Aber: Neid birgt viele Gefahren. Diese sollten von Chefs und Führungskräften keinesfalls unterschätzt werden.
So entsteht Neid
Neid entsteht vor allem dann, wenn Mitarbeiter ganz offensichtlich ungerecht oder ungleich behandelt werden. Oder sich so fühlen. Das Gerechtigkeitsgefühl ist aus Sicht des Neiders gestört. So zum Beispiel wenn ein bestimmter Mitarbeiter das Firmenfahrzeug öfter mal zur Heimfahrt nutzen darf, es den anderen aber verwehrt bleibt. Wenn bei einem Kollegen der Chef öfters mal ein Auge zudrückt, bei anderen aber auf die Einhaltung der Regel bestanden wird. Oder wenn einer mehr Anerkennung vom Chef bekommt als die anderen. Fälle wie diese können bei Mitarbeitern Neid auslösen.
Natürlich ist das auch immer ein subjektives Empfinden eines Einzelnen. Dennoch, Menschen vergleichen sich nun mal automatisch mit anderen und stellen in der Folge häufig fest, dass sie benachteiligt werden.
Werden sie dann bockig, sind nicht mehr wirklich bei der Sache oder feiern krank, gilt es für den Unternehmer besonders hinzusehen. Er muss aktiv werden, damit das Miteinander im Unternehmen nicht gefährdet wird und das Team weiterhin funktioniert und produktiv ist.
Konfliktursache finden
Es gilt herauszufinden, was überhaupt dahintersteckt. Ist der Neid tatsächlich begründet? Oder ist es ein rein subjektives Empfinden des Mitarbeiters, der etwas wahrnimmt, was jeglicher Grundlage entbehrt? Oft empfinden Menschen Neid gegenüber anderen Kollegen, aufgrund eigener Minderwertigkeitsgefühle. Um sich selbst besser zu fühlen, werden Kollegen dann grundlos schlecht gemacht, abgewertet oder schikaniert.
Gezielte Kommunikation suchen
Um herauszufinden, was das generelle Problem ist, bietet sich immer eine Aussprache mit der entsprechenden Person an. Dieses sollte in einer vertrauensvollen Umgebung stattfinden und der Mitarbeiter sollte keinesfalls bloßgestellt werden. Vielmehr sollte es darum gehen, zuzuhören und vor allem zu verstehen, warum die betreffende Person derart empfindet und ob es dafür einen realen Kontext gibt.
Im nächsten Step darf dem Mitarbeiter der „Wind aus den Segeln“ genommen werden. Hier ist es wichtig, dass er nicht für das, was er empfindet, verurteilt wird und dass er klar aufgezeigt bekommt, dass niemand im Unternehmen ein Interesse daran hat, Kollegen ungleich zu behandeln oder andere zu bevorzugen.
Handelt es sich bei der betreffenden Person, um einen Kollegen mit einem geringen Selbstwert, sollte man versuchen ihm Anerkennung zu vermitteln und die Stärken, die dieser Mitarbeiter hat, in den Vordergrund zu rücken. Lob und Anerkennung sind wichtige Instrumente für zufriedene und erfolgreiche Mitarbeiter. Und das ist wichtig, damit diese Gas geben und sich mit dem Unternehmen identifizieren können. Jeder Mensch möchte gesehen und wahrgenommen werden – und auch einmal für seine Arbeit gelobt werden. Defizite sollten in diesem klärenden Gespräch eher nicht angesprochen werden. Denn das wäre negativer Input, dem man – zumindest hier – vermeiden sollte.
Tipp: Neid vermeiden durch achtsames Handeln
Damit so wenig wie möglich Konfliktpotential durch Neid unter Mitarbeitern entstehen kann, macht es Sinn einige Weichen so zu stellen, dass niemand einen Grund dafür hat. Generell sollten alle Mitarbeiter gleichbehandelt werden. Das gebietet ohnehin schon der allgemeine Gleichheitsgrundsatz, der auch im Arbeitsverhältnis Anwendung findet. Die Gleichbehandlung hat zudem einen äußerst praktischen Nutzen: Es hilft dem Teamgeist.
Um erst gar nicht den Eindruck von Ungleichbehandlung aufkommen zu lassen, müssen Chefs und Führungskräfte sorgsam und achtsam Handeln. Das Wichtigste ist hierbei Transparenz! Wer deutlich macht, warum bestimmte Mitarbeiter andere Arbeiten verrichten als andere, warum jemand das Firmenauto nutzen darf, warum bei einem regelwidrigen Verhalten mal „ein Auge zugedrückt“ wird oder warum diese oder jene Teamzusammensetzung für die Baustelle X oder Y erfolgt, spielt mit offenen Karten. Hier sollte die persönliche Beziehung zu Mitarbeitern keine Rolle spielen. In der Regel gibt es nachvollziehbare Gründe für die Entscheidung, die offen kommuniziert, das Handeln nicht mehr ungleich, sondern fair und empathisch erscheinen lassen oder schlichtweg im Unternehmsinteresse liegen.
Oft ist es die fehlende Transparenz, die fehlende, offene Kommunikation, die Menschen Neid empfinden lässt, da sie die Entscheidung der Führungskraft nicht verstehen. Menschen, die in ihrem Job aber dauerhaft unzufrieden sind, quittieren dies oft mit Minder- oder Schlechtleistung. Menschen wollen dazu gehören und jeder will in seinem Job wichtig und ein guter Mitarbeiter sein und als solcher auch wahrgenommen werden. Jeder will, dass seine Arbeit wertgeschätzt und sein Einsatz für das Unternehmen wichtig und sinnvoll ist.
Der Unternehmer, der das transportieren kann, der seine Mitarbeiter „mitnimmt“, wird sicherlich teamfähige und motivierte Kollegen haben. In diesen Betrieben sind Konflikte durch Neid kein Thema mehr.