Jeder Maler- und Stuckateurunternehmer hat in seinem Betrieb jeden Tag eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen. Täglich müssen auf Baustellen und im Büro Probleme gelöst und Entscheidungen getroffen werden. Chef-Entscheidungen sind gefragt. Welches Material muss auf welche Baustelle? Welche Mitarbeiter arbeiten zusammen? Ist ein Airlessgerät defekt, fragt sich der Chef: Reparieren oder neu kaufen? Solche alltäglichen Entscheidungen gehen dem Chef leicht von der Hand. Routine und Erfahrung machen hier der Führungskraft die Entscheidung leicht, zumindest aber das Risiko einer Fehlentscheidung kalkulierbar.
Manchmal ist der Chef aber nicht als Chef, sondern als Unternehmer gefragt. Dann stehen Entscheidungen von grundsätzlicher Bedeutung an. Entscheidungen, die die Unternehmensstrategie oder die Unternehmensführung betreffen. Soll der Betrieb neu ausgerichtet werden? Bedarf das Leistungsportfolio einer Änderung? Ist der Maschinenpark auf der Höhe der Zeit? Wo muss was investiert werden? Verkraftet das Unternehmen weitere finanzielle Belastungen? Ist die Entscheidung dann getroffen und beispielsweise ein Kredit unterzeichnet, bleibt oft ein flaues Gefühl zurück. Ist die getroffene Entscheidung wirklich die richtige Entscheidung?
Um es gleich vorwegzusagen: Es gibt keine Checkliste für das Treffen richtiger Entscheidungen. Ein gewisses Risiko bleibt am Ende immer bestehen. So ist das Unternehmerleben. Wer mit dieser Ungewissheit nicht leben kann, sondern auf hundertprozentige Sicherheit setzt, sollte nicht Unternehmer werden. Äußere Umstände können sich jederzeit ändern und zu völlig anderen Parametern führen als zu jenen, die der Entscheidung zugrunde lagen. Das kann passieren. Davor ist niemand gefeit. Wer aber seine Entscheidung gut vorbereitet und ein paar grundsätzliche Dinge beachtet, kann das Risiko einer Fehlentscheidung minimieren.
Tipp 1: Vor- und Nachteile durchdenken
Entscheidungen von elementarer Bedeutung lassen sich nicht aus der Hüfte schießen. Sie sind keine Routine. Hier ist Nachdenken gefragt. Komplexe Fragen bedürfen daher auch komplexer Entscheidungsprozesse. Natürlich ist es nicht zielführend, monatelang zu grübeln, ohne zu einer Entscheidung zu gelangen. Sich Zeit zum Nachdenken zu nehmen, ist nicht nur sinnvoll, sondern ein absolutes Muss. Vielen Menschen hilft es, eine Liste mit Pro und Contras zu erstellen. Also einmal aufzulisten, was für und was gegen die Entscheidung spricht. Dieses Vorgehen gewährleistet, dass man sich intensiv mit den Fakten auseinandersetzt. Sind die Pros und Contras notiert, hat man sie immer wieder schnell zur Hand und kann sie nochmal durchdenken oder als Diskussionsgrundlage einem anderen Menschen vortragen, was uns direkt zu Tipp 2 führt.
Tipp 2: Der Betriebsblindheit entgehen
Oft dreht man sich mit seinen Gedanken im Kreis und kommt nur schwer zum Ziel, was Entscheidungen betrifft. Man ist zu dicht dran, hat vielleicht eine Art „Betriebsblindheit“ entwickelt und ist damit nur noch eingeschränkt in der Lage betriebliche Abläufe, Prozesse und Zustände vollends wahrzunehmen. Betriebsblindheit ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn es um Entscheidungen geht. Ein Blick von außen wirkt da oft Wunder. Vertraute, Freunde oder enge Mitarbeiter haben meist einen anderen Blick auf die Sache und können so eine objektivere Sichtweise in die Entscheidung miteinbringen. Bei eigener Unsicherheit können der Rat und die Meinung anderer Menschen oft hilfreich sein und neue Sichtweisen bzw. Perspektiven eröffnen.
Tipp 3: Das Bauchgefühl berücksichtigen
Entscheidungen aus dem Bauch heraus oder gar mit dem Herzen zu treffen, halten viele Menschen für zu risikobehaftet, da oft zu viel auf dem Spiel steht. Das ist grundsätzlich richtig. Doch wer kein Jungspund mehr ist, verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz. Und diese Erfahrung stützt das Bauchgefühl. Intuitives Handeln heißt bei erfahrenen Unternehmern nie rein gefühlsorientiert unter Ausblendung der Fakten eine Entscheidung zu treffen. Intuition beruht vielmehr auf gelernter Erfahrung. Sie ist daher eine Fähigkeit, auf die auch bei der Entscheidungsfindung zurückgegriffen werden darf. Oft ist der erste Gedanke der Wegweisende. Darüber lohnt es sich nachzudenken.
Tipp 4: Nicht unter Druck setzen (lassen)
Je wichtiger die Entscheidung ist, desto mehr Zeit zum Nachdenken sollte man sich nehmen. Oft wird zu schnell entschieden und es bleibt das Gefühl zurück, etwas übersehen zu haben. Genau dieses ungute Gefühl führt dann in der Regel dazu, dass die Entscheidung bereits kurz nachdem sie getroffen wurde, bereut wird. Zeit ist daher ein entscheidender Faktor bei der Entscheidungsfindung. Das gilt im Übrigen auch bei vermeintlichen Routineentscheidungen auf der Baustelle. Tritt ein Problem auf und meldet sich ein Mitarbeiter mit der Bitte um eine schnelle Entscheidung, sollte man sich nicht treiben lassen. Erst alle Fakten beschaffen, dann nachdenken, dann entscheiden – das ist die richtige Reihenfolge. Entscheidungen unter Zeitdruck sind immer anfällig für Fehler. Genau das gilt es zu vermeiden.
Tipp 5: Aus Fehlern lernen
Manchmal kommt es anders als man denkt. Ändern sich im Nachhinein wichtige Parameter, war dies nicht zwingend vorhersehbar. Wurden Fakten fehlgedeutet, wäre dies vielleicht vermeidbar gewesen. Manchmal sind Entscheidungen aber auch von dem Motto geprägt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Manchmal muss ein Unternehmer eben auch etwas riskieren, um am Ende erfolgreich zu sein. Entpuppt sich letzten Endes eine Entscheidung als Fehlentscheidung, ist jeder gut beraten, genauer hinzuschauen, zu analysieren und aus den gewonnenen Erkenntnissen zu lernen. Der Unternehmer ist zumindest um eine Erfahrung reicher, die ihm bei künftigen Entscheidungen ein guter Ratgeber sein kann.