In der dynamischen und anspruchsvollen Welt des Malerhandwerks scheint Stress für Betriebsinhaber oft unvermeidbar. Während Mitarbeiter von einer 4-Tage-Woche träumen oder sie vielleicht sogar in dem einen oder anderen Betrieb leben dürfen, gilt dies für Chefs noch lange nicht. Vor allem in Kleinbetrieben arbeitet der Chef oft selbst auf der Baustelle mit und muss sich dann nach Feierabend oder am Wochenende noch zusätzlich um den ganzen Bürokram inklusive Auftragsgewinnung kümmern. Da kommt schnell eine 60- bis 70-Stunden-Woche zusammen.
Malerunternehmer, die einen solchen Zeiteinsatz über Jahre hinweg erbringen, wissen, dass dies nicht spurlos an ihnen vorüber geht. Während bei den Beschäftigten der Gesetzgeber durch strenge Arbeitsschutzregeln die schützende Hand über sie hält, muss der Unternehmer für sich selbst Sorge tragen. Jeder weiß: Dauerhafter Stress macht krank. Doch nicht die Anzahl der Arbeitsstunden allein ist schon ein Stressauslöser. Wer mit der richtigen inneren Einstellung an sein Tagwerk geht, erkennt schnell seine persönlichen Stressfaktoren, sodass er gezielt Strategien zur Stressvermeidung verfolgen kann.
Die innere Einstellung
Ein kluger Gedanke lautet: „Ich habe keinen Stress, nur viel Arbeit. Stress macht man sich selbst und produziert nur Fehler.“ Selbstwahrnehmung ist ein entscheidender Faktor, um erst gar keinen Stress aufkommen zu lassen. Denn wer in der Lage ist, seine eigenen Gedanken und Handlungen auf den Prüfstand zu stellen, sprich zu reflektieren, wird auch in der Lage sein, sein Verhalten anzupassen und den richtigen Umgang mit Belastungen zu finden.
Ursachen von Stress
Um Stress zu vermeiden, ist es zunächst wichtig, die Ursachen zu identifizieren. Daher muss sich jeder gestresste Unternehmer fragen, wo die Ursachen für seinen persönlichen Stress liegen. Diese können vielfältig sein, wie nachfolgendes Schaubild verdeutlicht.
Zu wenig Zeit für zu viele Aufgaben – so würden sicherlich viele Malerunternehmer die Ursache für ihr Stressproblem auf den Punkt bringen. Dies führt schnell zu einem Gefühl von Überlastung. Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, bleiben negative Gesundheitsfolgen nicht aus. Nicht zu unterschätzen ist bei vielen Führungskräften auch der Verantwortungsdruck, mit dem manch ein Chef erst lernen muss, umzugehen. Läuft es mal nicht so gut im Unternehmen, gehen die Umsätze zurück, müssen dennoch Löhne und sonstige Kosten regelmäßig beglichen werden. So kann die Verantwortung für den Unternehmenserfolg schnell zu einem echten Stressfaktor werden.
Manchmal sind es aber auch zwischenmenschliche Konflikte mit Mitarbeitern, Kunden oder Geschäftspartner, die an der Seele nagen können. Sind solche Konflikte nicht nur vorübergehender Natur, lasten sie auf den Schultern des Chefs. Oft fühlen sich Führungskräfte mit ihren Fragen und Problemen auch alleingelassen, da es ihnen an einem kompetenten Gesprächspartner fehlt. Muss man jedes Problem mit sich allein ausmachen, führt dies bei bestimmten Menschentypen schnell zu einer inneren Leere und sorgt ebenfalls für ungesunden Stress. Und nicht zu unterschätzen ist auch der Umgebungsfaktor. Unaufgeräumte Büros, Lagerstätten, Baustellen, Firmentransporter und dergleichen sorgen unterbewusst für Unruhe. Das Gehirn ist – ob des Chaos – in Alarmbereitschaft. In einer solchen Umgebung ist es nur schwer einen klaren Gedanken zu fassen und sich auf wichtige Aufgabenstellungen zu fokussieren. Stress ist vorprogrammiert.
Wo liegt der eigene, ganz persönliche Stressfaktor? Diese Frage sollte zunächst ehrlich beantwortet und sodann mit dem Lesen fortgefahren werden.
Strategien zur Stressvermeidung
Stehen die Ursachen für den persönlichen Stress fest, darf und sollte man dazu übergehen, sich dem Problem zu stellen, um sich nicht von Stress auffressen zu lassen. Wer die folgenden Strategien in seinem Tagesablauf umsetzen kann, ist auf einem guten Weg aus eigener Kraft stressresistent zu werden. Je nach Ursache lässt sich schnell die für den eigenen Bedarf richtige Strategie finden und umsetzen.
Prioritäten setzen
Für all jene, die sich von zu vielen Aufgaben erdrückt fühlen, ist die richtige Prioritätensetzung von entscheidender Wichtigkeit. Das bedeutet konkret, zunächst die wichtigsten Aufgaben zu identifizieren und diese dann zuerst erledigen. Tools wie To-Do-Listen können helfen, die Arbeit zu organisieren. Moderne Softwarelösungen sind hierbei ebenfalls ein guter Supporter. Gleichsam darf man lernen, Aufgaben weiterzugeben, die andere ebenso gut oder vielleicht sogar besser erledigen können. „Delegieren lernen“ ist hier das Stichwort, das sich überlastete Chefs hinter die Ohren schreiben sollten.
Zeitmanagement verbessern
Unternehmer, die das Gefühl haben, über zu wenig Zeit zu verfügen, müssen lernen, ihr Zeitmanagement zu verbessern. Für bestimmte Aufgaben – wie zum Beispiel Kundenbesuche zur Auftragsakquise – sollten wöchentlich fixe Zeitblöcke reserviert werden. Werden feste Zeiten für bestimmte Aufgaben reserviert und diese eingehalten, reduziert dies den Stresslevel enorm. Denn es ist zugleich wichtig, sich stets auf eine Aufgabe zu konzentrieren und nicht Multitasking zu betreiben. Multitaskingfähigkeit, also mehrere Aufgaben zeitgleich zu erledigen, wird zwar hochgepriesen, ist aber absolut kontraproduktiv, denn es erhöht den Stresslevel enorm. Weniger Multitasking und das konzentrierte Bearbeiten von einer Aufgabe nach der anderen, führt hingegen zur einer echten Effizienzsteigerung. Einfach mal ausprobieren.
Wie lassen sich Energiereserven wieder auftanken? Die Antwort ist einfach: Mit Pausen! Diese werden leider von Chefs nur allzu gerne vergessen. Für Pausen sollten unbedingt Zeitblöcke reserviert werden, denn zu einem strukturierten Arbeitstag gehören auch Pausen – nur so ist man auf Dauer leistungsstark. Bei einem guten Mittagessen oder einem Spaziergang klingelt kein Handy – das ist oberste Prämisse. Viele Menschen nutzen auch Kurzpausen, um den Kopf freizubekommen. Power-Napping ist derzeit in aller Munde – doch ein Kurzschlaf am Mittag oder einfach mal Zwischendurch ist nichts für jedermann. Hier muss jeder für sich entscheiden, ob ein Powernap etwas für ihn ist oder nicht.
Kommunikation optimieren
Oft führen Missverständnisse und Unsicherheiten bei der Arbeitserledigung zu Konflikten zwischen Beschäftigten und Chef. Hier hilft nur eine offene Kommunikation. Das heißt es wird den Beschäftigten genau mitgeteilt, was erwartet wird. Nur mit klaren Absprachen lassen sich solche Konfliktsituationen von vornherein vermeiden. Aber auch das Verhältnis zu Kunden sollte frei von Konflikten sein. Hier lohnt es sich regelmäßig von den Kunden ein Feedback einzuholen. So lässt sich die eigene Arbeit kontinuierlich verbessern. Bietet die eigene Vorgehensweise Konfliktpotenzial wird dies ebenso sichtbar und lässt sich gezielt vermeiden.
Ordentliche Arbeitsumgebung schaffen
„Ordnung braucht nur der Dumme. Das Genie beherrscht das Chaos.“ – Ein schöner Spruch, aber das war’s dann auch schon. Nur mit einer aufgeräumten, ordentlichen Arbeitsumgebung lässt sich Überblick behalten und damit Stress vermeiden. Das gilt fürs Büro, wie für die Baustelle oder das Firmenfahrzeug. In einer unordentlichen Umgebung fällt die Konzentration wesentlich schwerer. Der Kopf braucht Ordnung, um wirklich produktiv zu sein. Eine unaufgeräumte Arbeitsumgebung ist eine von vielen unterschätzte Stressquelle, die sich mit etwas Selbstdisziplin schnell beseitigen lässt.
Stressbewältigungstechniken anwenden
Regelmäßige körperliche Aktivität, sei es ein Spaziergang in der Mittagspause oder ein abendliches Workout, fördert das Wohlbefinden und reduziert Stresshormone. Doch nicht nur Bewegung, sondern auch Ruhe ist zur aktiven Stressbewältigung geeignet. Methoden wie Atemübungen, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und die innere Ruhe zu finden.
Selbstfürsorge praktizieren
In den persönlichen Baukasten zur Stressvermeidung gehört zudem eine ausgewogene Ernährung, um den Körper mit den notwendigen Nährstoffen zu versorgen und Energietiefs zu vermeiden. Ein ausgelaugter Körper hat keine Stressresistenz aufzuweisen. Last but not least ist auf genug Schlaf zu achten, um erholt und leistungsfähig zu bleiben.
Fazit
Stress am Arbeitsplatz ist keine unvermeidbare Last, sondern oft eine Frage des richtigen Umgangs mit den Herausforderungen. Durch gezielte Strategien zur Stressvermeidung und eine bewusste Selbstfürsorge kann ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld geschaffen werden. Viel Arbeit muss nicht automatisch zu Stress führen – es kommt vielmehr auf die innere Einstellung an und darauf, wie mit aufkommendem Stress umgegangen wird.