In den letzten Jahren hat sich die Internetnutzung auch in Deutschland rapide erhöht. Homeschooling und Homeoffice während der Pandemie, Streaming-Dienste wie Netflix, Online-Gaming und Cloud-Computing sind nur einige Beispiele, die die Nachfrage nach schnelleren Internetverbindungen – auch im Privatbereich – in die Höhe treiben.

In vielen Teilen Deutschlands gleichen Wohngebiete derzeit einer Baustelle. Straßen, Gehwege und Vorgärten werden aufgerissen, Rohre verlegt und Kabel gezogen. Die Rede ist vom Glasfaserausbau, der jahrzehntelang in Deutschland verschlafen wurde und jetzt mit voller Kraft flächendeckend voran getrieben wird. Nicht nur Gewerbetreibende, sondern auch Privatleute sollten sich daher mit dem Thema beschäftigen, um zu wissen, wovon die Rede ist, wenn der Telekommunikationsdienstleister einen Glasfaser-Tarif anbietet. In diesem Zusammenhang findet sich auch oft die Abkürzung FTTH. Carsten Andrä, geschäftsführender Gesellschafter der C.A.T.S.-Soft GmbH in Gladenbach, erklärt den Begriff in einer für jedermann verständlichen Weise:
Die Abkürzung FTTH steht für „Fiber to the Home“ und bezieht sich darauf, dass die für die schnelle Übertragung von Daten benötigten Glasfaserkabel bis in das Haus des Endverbrauchers verlegt werden. Im Gegensatz dazu werden bei anderen Technologien wie zum Beispiel DSL (Digital Subscriber Line) oder VDSL (Very High Bitrate Digital Subscriber Line), die Daten auf dem letzten Teilstück („der letzten Meile“) über Kupferleitungen, also das normale Telefonkabel, zum Endverbraucher übertragen. Die Glasfaserverkabelung endet hierbei in der Regel in den Vermittlungsstellen, also dem Technikgebäude, was man daher auch oft als FTTC (Fibre to the Curb) bezeichnet.
Das Problem für einen flächendeckenden Glasfaserausbau im Sinne von „FTTH“ stellt somit die Anbindung jedes einzelnen Gebäudes an das Glasfasernetz und die damit häufig verbundenen kostenintensiven Tiefbaumaßnahmen dar. Insbesondere im Altbestand der Straßeninfrastruktur (fehlende Verlegung von Leerrohren) und im ländlichen Bereich sind hierfür erhebliche Aufwendungen notwendig, was Investoren wie Telekommunikationsunternehmen häufig abschreckte. Auch wurde die Priorisierung des Glasfaserausbaus von der Politik in den letzten Jahrzehnten leider verschlafen. Mit massiven staatlichen Förderungen wird nun versucht, diese Versäumnisse aufzuholen.
Derzeit gibt es in Deutschland nur 9,2% der Breitbandanschlüsse auf Glasfaserbasis (Stand: Dezember 2022; Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/415799/umfrage/anteil-von-glasfaseranschluessen-an-allen-breitbandanschluessen-in-oecd-staaten/). Spitzenplätze mit um die 80% nehmen hier neben Südkorea und Japan auch die skandinavischen Länder ein. Spanien rangiert mit 83 Prozent auf dem dritten Platz im Ländervergleich der OECD. Deutschland liegt abgeschlagen auf Rang 35.
Für eine moderne Industrie- und Digitalgesellschaft ist es jedoch nötig, den Glasfaserausbau voranzutreiben, denn FTTH bietet im Vergleich zu beispielsweise VDSL erhebliche Vorteile:
- Geschwindigkeit: FTTH bietet eine höhere Geschwindigkeit als VDSL. Glasfaserkabel können Daten mit viel höheren Geschwindigkeiten übertragen als Kupferleitungen. FTTH-Verbindungen können Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s erreichen, während VDSL nur Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s bieten kann.
- Zuverlässigkeit: Glasfaserkabel sind unempfindlicher gegenüber äußeren Störungen als Kupferleitungen. Sie sind auch widerstandsfähiger gegenüber Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen. Daher sind FTTH-Verbindungen zuverlässiger als VDSL-Verbindungen und bieten eine stabilere Internetverbindung.
- Symmetrische Geschwindigkeit: FTTH bietet symmetrische Geschwindigkeiten, was bedeutet, dass die Download- und Upload-Geschwindigkeiten gleich sind. VDSL hingegen bietet asymmetrische Geschwindigkeiten, was bedeutet, dass die Download-Geschwindigkeiten höher sind als die Upload-Geschwindigkeiten.
- Zukunftssicherheit: Glasfaserkabel sind in der Lage, höhere Bandbreiten als Kupferleitungen zu übertragen. Dies bedeutet, dass FTTH-Verbindungen besser für zukünftige Anforderungen gerüstet sind, da die Nachfrage nach höheren Geschwindigkeiten und größeren Datenmengen weiter steigen wird.
- Skalierbarkeit: FTTH-Verbindungen können leicht skalierbar sein, da sie aufgrund ihrer Fähigkeit, Daten in großen Mengen zu übertragen, mehrere Dienste und Anwendungen gleichzeitig unterstützen können. Dies ist besonders wichtig in der heutigen digitalen Welt, in der immer mehr Geräte gleichzeitig online sind.
Insgesamt stellt damit FTTH eine moderne und zukunftsfähige Technologie dar und obwohl der Ausbau von FTTH-Netzwerken teuer und aufwändig sein kann, lohnt sich der Ausbau langfristig erheblich. Um als moderner digitaler Staat zu bestehen, bleibt Deutschland gar nichts anderes übrig als zügig mit der Umsetzung fortzuschreiten.