Werden alte Gebäude restauriert, kommen so manche Kostbarkeiten ans Licht. Bei einem alten Palazzo, dem heutigen Hotel La Tureta, im schweizerischen Tessin waren dies wunderschöne, alten Wand- und Deckengemälde, die während der Restaurationsarbeiten zum Vorschein kamen. Neben den restaurierten, alten Fresken wird der Palazzo auch durch die ausdrucksstarke Trompe-l’œil-Malerei, die den Betrachter nicht nur im Inneren des Gebäudes fesselt, sondern auch als gestalterisches Element an der Fassade eingesetzt wird, zu einem wahren Schmuckstück. Der Maler und Künstler Roberto Lovo aus Tradate in Norditalien, zeichnete sich für die sorgfältige Restaurierung und ausdrucksstarke Malerei verantwortlich.
Herr Lovo, welche Arbeiten haben Sie am Palazzo (Hotel La Tureta) ausgeführt?
Mit der Arbeit am Palazzo ist ein Traum meines Lebens in Erfüllung gegangen. All die Arbeiten, die ich schon immer geliebt habe, konnte ich hier in einem Projekt umsetzen.
Im Innenbereich haben wir bis zu sieben Schichten Farbanstriche mit einem Skalpell entfernt. Viele Originalgemälde haben wir so wieder ans Licht gebracht und fachgerecht restaurieren können. Andere waren leider unwiederbringlich verloren und mussten von Grund auf erneuert werden. Einige Wände ohne Dekoration durfte ich persönlich mit neuen Gemälden verschönern (zum Beispiel den Pfauensaal und den Granatapfelbaumsaal), wobei ich versucht habe, in der vorliegenden stilistischen Linie zu bleiben.

Wir haben uns auch außen um die Fassade gekümmert. Um die ursprünglichen dekorativen Elemente rekonstruieren zu können, haben wir alte Fotos und Pläne zu Rate gezogen. Hier und da waren noch Farbe und Ränder leicht sichtbar, andere mussten ganz neu entworfen und ausgeführt werden. Alles in allem war es eine sehr spannende Arbeit, bei der ich mein Bestes geben konnte und bei der ich viel Spaß hatte!

Wie lange haben Sie an diesem Auftrag gearbeitet?
Der erste Ortstermin fand im November 2014 statt und die Arbeiten gingen dann schon im Januar 2015 los. Nach einem Brand im Januar 2016 wurden einige Gemälde zerstört und mussten nochmals reproduziert werden. Das Ergebnis war noch schöner als zuvor. Nach einem Jahr und acht Monate hatten wir ungefähr 90 Prozent der Arbeiten erledigt. Die Arbeiten am Palazzo sind noch nicht vollständig abgeschlossen. Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten zu tun.
Was hat Ihnen an diesem Auftrag besonders gut gefallen? Was ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Bei den Arbeiten am Palazzo habe ich eigentlich jeden Tag einen Schatz entdeckt. So habe ich bei der Wandbearbeitung wunderschöne Dekorationsmalerei freigelegt, hauptsächlich aus dem neunzehnten Jahrhundert. Ein besonderes Erlebnis war beispielsweise die Freilegung mehrerer Schichten verschiedenfarbiger Marmormalereien, die wiederum noch weit ältere Dekorationen verdeckten.
Außerdem hatte ich das Vergnügen mit fantastischen Auftraggebern arbeiten zu dürfen. Nachdem wir uns ein paar Monate kannten, ließen sie mir freie Hand und so konnte ich vor allem bei den neugestalteten Malereien mein Bestes geben. Dieser Auftrag war eine tolle Erfahrung für mich. Alles war fantastisch, die Stadt Giubiasco, die Menschen und meine Arbeit!
Sie sind ein Spezialist in Sachen Trompe-l´œil-Malerei. Wie kam die Liebe zu dieser Art Malerei?
Schon als Kind liebte ich das Zeichnen und Malen. Beruflich begann ich als Werbegrafiker. Ich merkte aber schnell die Liebe zum Freihandzeichnen und so beschloss ich in die Malerei zu wechseln. Ich besuchte die Schule „G. Cova“ (Mailand), arbeitete mit Meistern ihres Fachs wie Gianstefano Burlini und zwei Jahre in dem Restaurationsfachbetrieb „Gasparoli“ aus Galarate. Hier restaurierten wir viele Kirchen und alten Palazzi. Statt mit Freunden auszugehen habe ich viele Wochenenden mit neuen Techniken und Materialien herumexperimentiert und Himmel, Wolken und Bäume gemalt. Was mich aber letztendlich zur Illusionsmalerei brachte, waren Emotionen. Emotionen, die ich hatte und noch immer habe, wenn ich mir Werke von Tiepolo, Michelangelo, Raffaello oder andere große Meister anschaue. Und wenn ich dieselben Emotionen in den Augen meiner Kunden erblicke, wenn sie meine fertigen Gemälde sehen, dann bin ich glücklich und zufrieden.
Eckpunkte zum Objekt:
Das Hotel La Tureta (www.latureta.ch) liegt in Giubiasco-Bellinzona, im Herzen des Tessins. Sorgfältig und mit viel Liebe zum Detail wurde der alte Palazzo Scalabrini aus dem 17. Jahrhundert restauriert und um einen modernen Anbau ergänzt. Gastgeber des Viersternehauses sind Bettina und Renato Doninelli.
Eckpunkte zum Betrieb:
Roberto Lovo ist Spezialist sowohl alter als auch moderner Wandmalerei. Doch auch klassische Restaurationsarbeiten gehören zu seinem Metier. Seinen Betrieb „Arti decorative“ (www.arti-decorative.com) führt er seit 2001. Bei den Arbeiten am Palazzo Scalabrini wurde er bei den Vorarbeiten unterstützt von fünf Mitarbeitern, unter anderem von Eleonora Marconato und Marco Scanziani.
Wer Roberto Lovo bei seiner Arbeit über die Schulter schauen will, dem seien seine zahlreichen Videos empfohlen: http://arti-decorative.com/web/detail.html?lng=it&id=6
Anmerkung der Redaktion: Das mit Herrn Lovo geführte Interview wurde aus dem Italienischen übersetzt.