Urlaubszeit ist Reisezeit. Um auf Entdeckungsreise zu gehen, muss man nicht in allzu ferne Länder reisen. Wer schon einmal am „Stiefelabsatz“ Italiens unterwegs war, wird fasziniert sein, von den weißen Kegelbauten, die vor allem zwischen Bari und Taranto im schönen Apulien zu finden sind. Diese kleinen Rundhäuser mit kegelförmigen Steindächern, die an Zipfelmützen erinnern, werden Trulli, Einzahl Trullo, genannt. Wer zum ersten Mal einen Trullo erblickt, denkt sofort an eine Behausung für Schlümpfe. So klein und niedlich schauen die Trulli aus.
Bauen ohne Mörtel
Doch was so süß und putzig erscheint, basiert auf einer klugen Architektur. Trulli bestehen aus reinem Trockenmauerwerk und werden ohne Mörtel errichtet. Mauerwerk und Dachspitze sind weiß gekalkt und verleihen neben der einzigartigen Bauweise dem Trullo sein charakteristisches Bild. Einer Legende zufolge wurde im 17. Jahrhundert den Untertanen diese Bauweise von ihrem Grafen sogar befohlen, da für fest gemauerte Häuser an den König Steuern hätten gezahlt werden müssen. Trulli hingegen waren nichts anderes als aufgetürmte Steinhaufen und ließen sich schnell ab- und wieder aufbauen und so die Steuereintreiber „an der Nase herum führen“. Die mörtelfreie Bauweise der Trulli diente demzufolge als eine Art „Steuersparmodell“. Letztendlich dürfte die Bauweise aber vor allem der finanziellen Situation der Bewohner sowie der geografischen Lage geschuldet gewesen sein. So konnte durch die dicken Steinmauern, den kleinen Fenstern und dem schneeweißen Kalkanstrich eine gute Isolierung des Gebäudes erreicht werden. In den heißen Sommermonaten kam die Hitze nicht ins Innere des Hauses und in den kalten Wintermonaten boten die dicken Wände Schutz vor Kälte.
Die Trulli von Alberobello
In der Stadt Alberobello, circa 60 Kilometer südlich von Bari, prägen zahlreiche Trulli die beiden historischen Stadtviertel Rine Aia Piccola und Rione Monti. Seit 1996 gehören die beiden Trulli-Viertel daher zum UNSCO-Weltkulturerbe und genießen besonderen Schutz. Hoch auf dem Bergviertel thront die Kirche Sant’Antonio, die natürlich ebenfalls im Trulli-Stil gebaut wurde. Sie besteht aus mehreren miteinander verbundenen Trulli mit mehreren Runddächern, von denen eines über 20m hoch ist. Ein Blick ins Innere lohnt sich.
Einige der Trulli werden heutzutage an Touristen vermietet und bieten ihren Bewohnern auf Zeit ein Urlaubserlebnis der besonderen Art. Im Umland von Alberobello befinden sich ebenfalls noch zahlreiche alte, restaurierte Bauernhäuser in Trulli-Bauweise. Sie liegen wie Schmuckstücke inmitten sanfter Hügel zwischen Kirsch-, Mandel- und Olivenbäumen.
Einige Impressionen: