Byzantino erläutert Robert Paulus so: „Es ist eine Technik, die auf den ersten Blick an die Wand eines alten Hausflures erinnert, der einige abgegriffene Stellen aufweist. Diese könnten durch häufiges Vorbeigehen, durch Anschrammen oder durch das bloße Bewohnen entstanden sein. Byzantino wirkt durchaus ‚old school‘. Im richtigen Umfeld und Ambiente ist diese Technik jedoch ein extremer Hingucker.“
Grundlage für Byzantino ist eine geglättete Oberfläche, die nach der Grundierung einen Spachtelgang mit Grassello erhält. Der nachfolgende, erste Arbeitsgang erfolgt mit verdünntem Grasello.
Die Masse sollte soweit verdünnt werden, dass sie mit einem Pinsel/Bürste gut aufgetragen werden kann.
Tipp vom Oberflächendesigner: „Das verdünnte Grasello sollte relativ dick aufgestrichen werden und darf daher nicht zu stark verdünnt sein, da sonst keine Struktur heraus gearbeitet werden kann. Eine sichtbare Werkzeugstruktur ist durchaus gewollt.“
Die jetzt entstehende Struktur ist maßgeblich für das Gelingen der fertigen Oberfläche.
Im zweiten Arbeitsgang wird ein stärker verdünntes Grasello in der gewünschten Oberflächentönung aufgetragen. Robert Paulus verwendet für sein Muster ein dunkles Umbra.
Die Masse muss so weit verdünnt werden, dass die Struktur des ersten Arbeitsgangs nicht zu sehr gefüllt wird.
Die so entstandene Kalkfarbe wird mit einem vorgenässten Pinsel halb lasierend, halb deckend aufgetragen. Ein gleichmäßig ungleichmäßiges Erscheinungsbild in der Fläche ist dabei optimal.
Robert Paulus rät: „Ein zweimaliger etwas dünnerer Auftrag sorgt für eine homogenere Fläche, die dadurch glaubwürdiger wirkt und nicht so gewollt aussieht.“
Anschließend wird die Fläche mit feuchtem Pinsel partiell „nachgewaschen“. Dadurch entstehen die später in der Wand zu findenden „Wetzstellen“. Dazu den Pinsel/Bürste unter leicht kreisenden Bewegungen mit Druck über die Oberfläche führen. Das Material wird dadurch zum Teil abgetragen und in der Erscheinung kurzfristig deutlich dunkler – hellt aber nach Trocknung wieder komplett auf.
Nun muss die Platte je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit ein bis anderthalb Stunden trocknen. An realen Wänden kann dies auch deutlich länger dauern.
Im dritten Arbeitsgang wird die durchgetrocknete Fläche mit einem feinen Schleifvlies partiell beschliffen, so dass die Pinselstruktur der ersten Lage teilweise hervor tritt. Je nach Schleifintensität tritt der Untergrund mehr oder weniger zu Tage.Aber Achtung: Der Kalk ist relativ weich. Nicht zu viel und zu stark schleifen. Hier ist Feingefühl gefragt!
An realen Wandflächen kann dabei unter Berücksichtigung der Raumnutzung ein glaubwürdiger “used-look” erzielt werden.
Die entstandene Oberfläche ist nun fertig, kann aber nach Wunsch oder zur besseren Haltbarkeit geseift, gewachst und auch poliert werden.
Robert Paulus verwendet eine Wachsseife und trägt diese mit einer Spachtel fein auf. Paulus sagt: „Durch das Wachs entsteht ein gewisser Charme des Gebrauchs. Die fertige Wand sieht aus, als wäre sie schon lange in Benutzung.“
Tipp von Robert Paulus: „Diese Art von Oberfläche lässt sich hervorragend mit Schabloniertechniken kombinieren. So entstehen Wandflächen, die dem Raum einen individuellen historischen Charakter geben.“
Verwendete Arbeitsgeräte: Glättkelle, Pinsel, Schleifvlies
Verwendete Materialien: Grasello Kremer, Abtönkonzentrat Mixol
Zeitbedarf je QM: ca. 25 – 40 Minuten ohne Untergrundvorbereitung