„Die deutsche Bauwirtschaft ist eine starke Branche und hat sich nach der langen Rezession der 90er und beginnenden 2000er Jahre erholt. Die Konjunkturdaten zeigen weiter nach oben. Wir stehen wieder vergleichsweise gut da, auch wenn die Erträge in den Betrieben immer noch nicht das Niveau erreicht haben, was z.B. in der stationären Industrie normal ist. Denn: Umsätze sind keine Gewinne.“ Mit diesen Worten umriss der Präsident des Zentralverbandes Deutsche Baugewerbe, Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, die Perspektive seiner Branche vor den rund 500 Gästen des Deutschen Baugewerbetags 2016 am Mittwoch in Berlin.
Loewenstein erwartet auch für die kommenden Jahre eine positive Entwicklung. „Denn der Investitionsstau im öffentlichen Sektor, Hunderttausende fehlende Wohnungen in den Ballungsgebieten, der notwendige Umbau von Wohnungen sowie ganzer Stadtteile aufgrund des demografischen Wandels und die notwendige Sanierung von Millionen von Wohnungen im Hinblick auf den Klimaschutz sollten uns noch viele Jahre beschäftigen.“
Der Präsident des ältesten und größten Bauverbandes in Deutschland warb für eine Ausbildung am Bau, schließlich bildet das mittelständische Baugewerbe rund 80 Prozent aller Lehrlinge auf dem Bau aus. „In welcher anderen Branche kann man durch die Stadt gehen und sagen: An diesem Haus war ich beteiligt, diesen Kindergarten habe ich mit gebaut und bei dieser Straße war ich dabei.“ Er betonte die Sicherheit der Ausbildungs- und Arbeitsplätze, die guten Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten sowie die Sicherheit im Alter durch die Tarifrente Bau. Besonders die Weltoffenheit der Unternehmen, die es seit jeher gewohnt sind, Menschen mit Migrationshintergund eine Chance zu geben, ist eine gute Voraussetzung zur Integration von Flüchtlingen in den Bau-Arbeitsmarkt.
Die Bauwirtschaft ist eine Schlüsselbranche der deutschen Volkswirtschaft und bietet vielerlei Perspektiven. Loewenstein wies daraufhin, dass die familien- und inhabergeführten Unternehmen des deutschen Baugewerbes 90 Prozent der gesamten Wohnungsbaumaßnahmen in Deutschland leisten. Bereits zuvor hatte er in einer Gesprächsrunde mit der Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks betont, dass unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen nicht günstiger zu bauen sei. „Wir können auf Tiefgaragen, auf Balkone, auf Fahrstühle verzichten, wir können elementierte Typenhäuser bauen, das alles würde zu niedrigeren Baukosten führen. Aber die Frage ist: Wollen das die zukünftigen Bewohner auch genauso haben?“
Auch in Bezug auf die Infrastruktur ist die mittelständische Bauwirtschaft weit vorne: „Unsere mittelständischen Straßenbauer haben in den vergangenen Jahrzehnten die Bundesautobahnen gebaut, unterhalten und ausgebaut, zur Zufriedenheit der öffentlichen Hand als Auftraggeber wie auch zur Zufriedenheit der Autofahrer. Das soll auch in Zukunft so bleiben!“ Insbesondere bei Gründung einer Infrastrukturgesellschaft muss darauf geachtet werden, dass auch zukünftig von den regionalen Vergabestellen konventionell vergeben wird. „Eine Ausweitung von ÖPP-Projekten lehnen wir strikt ab,“ so Loewenstein.
Loewenstein abschließend: Das Deutsche Baugewerbe – das sind rund 55.000 mittelständische Bauunternehmen in Deutschland, die drei Viertel aller Arbeitnehmer auf dem Bau beschäftigen und die 80 Prozent der Lehrlinge ausbilden und über 70 Prozent des Branchenumsatzes erwirtschaften. Sie sind es, wir sind es, die für die Perspektive Bauwirtschaft stehen.“
Quelle: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes