Ein Farbspiel der ganz besonderen Art kann erleben, wer sich zu den Ockerfelsen von Roussillon im südfranzösischen Naturpark Luberon begibt. Wie der Name schon verheißt, findet sich dort eine Landschaft in den unterschiedlichsten Ockertönen. Je nach Tageszeit bieten Licht und Schatten ein faszinierendes Farbspiel. Von Safrangelb bis Blutrot leuchten die Ockerbrüche. Grüne Pinien und blauer Himmel sind die perfekten Partner für eine farbenprächtige Kulisse, die vor allem am späten Nachmittag und in den frühen Abendstunden am schönsten wirkt.
Bereits in römischer Zeit wurde Ocker als mineralisches Pigment abgebaut. Tontöpfe wurden damit bemalt und Kleidung gefärbt. Eine regelrechte Blütezeit erlebte die Region mit zunehmender Industrialisierung. Das Ockerpigment verlieh Häusern einen farbigen, natürlichen Glanz, wovon auch heute noch das pittoresque Dorf Roussillon zeugt. In Malfarben und Außenputz, aber auch in Kosmetik und Lebensmitteln fand sich das natürliche Farbpigment in jener Zeit wieder. Die Ockerindustrie florierte. Doch in der Mitte des letzten Jahrhunderts musste der Abbau wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt werden. Synthetische Farbstoffe verdrängten zunehmend das mineralische Pigment. Zurück blieben die bizarren Felsformationen.
Der Farbton Goldocker ist unmittelbar mit den Steinbrüchen von Roussillon verbunden und machte das provenzalische Bergdorf weit über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt. Im vergangenen Jahr wurde „Goldocker“ vom Farbkonzern AkzoNobel zur „Colour of the Year 2016“ gekürt. Die Liebe zu Farbtönen, die in der Natur vorkommen, besteht nach wie vor und liegt weiterhin im Trend, auch wenn das Farbpigment nicht mehr in den Ockerbrüchen von Roussillon abgebaut wird.
Wer in die Provence reist, sollte einen Abstecher zu den Ockerfelsen keinesfalls versäumen. Die Ockerbrüche lassen sich durchwandern. Gutes Schuhwerk ist empfohlen.
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