Der digitale Wandel geht auch am Handwerk nicht spurlos vorüber. Industrie 4.0 ist in aller Munde und Handwerk 4.0 ist ebenfalls zu einem schlagkräftigen Begriff geworden. Die Verzahnung von Arbeits- und Geschäftsprozessen mit modernsten Informations- und Kommunikationstechnologien steht im Mittelpunkt von Handwerk 4.0. Mit der richtigen Digitalisierungsstrategie lassen sich im Handwerk nicht nur Kosten senken, sondern auch die Effizienz erhöhen und die Produktivität steigern. Handwerkskammern, Verbände sowie andere Institutionen und Initiativen sensibilisieren daher die Betriebe zunehmend für dieses Thema.
Digitaler Wandel: Mitgehen oder untergehen?
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Wo stehen Maler- und Stuckateurbetriebe? Inwieweit beteiligen sie sich an der Digitalisierung? Diese Fragen wollte Malerblog.net klären und startete im Dezember 2016 eine Online-Umfrage. 536 Teilnehmer unterzogen sich einer Selbstbewertung. Das Gesamtbild des Umfrageergebnisses zeigt: Der digitale Wandel ist im Maler- und Stuckateurhandwerk deutlich spürbar. Vom Malerbetrieb 4.0 ist die Mehrheit der Teilnehmer jedoch noch meilenweit entfernt.
Vielzahl digitaler Geräte im Gebrauch
Es überrascht wenig, dass in den Handwerksbüros der Mindeststandard an digitalen Geräten (stationärer PC, Server, Multifunktionsgerät) gewährleistet ist. Kein erfolgreicher Unternehmer kann sich heutzutage mehr dem Computer-Zeitalter entziehen. Aber auch mobile Geräte sind recht beliebt. Dabei wird sich offenbar nicht nur auf ein Gerät beschränkt. Da Mehrfachantworten in der Umfrage zulässig waren, zeigt das Ergebnis, dass in vielen Betrieben mehrere Mobilgeräte vorhanden sind. Smartphones, Tablets & Co. sind aus dem Privatleben nicht mehr wegzudenken. Da ist der betriebliche Einsatz nur eine logische Folge. Doch allein der Besitz der Mobilgeräte sagt noch nicht über deren Verwendung aus wie sich später noch zeigen wird.
Nutzung von Branchenlösungen ausbaufähig
Digitale Geräte zu besitzen, ist eine Sache. Den richtigen Nutzen daraus zu ziehen, eine andere. Der erste Blick wandert ins Büro. Das Vorhandensein eines Büro-Computers sagt noch nichts über dessen Nutzungsintensität aus. Die große Mehrzahl der Teilnehmer nutzt im Büro eigenen Angaben zufolge Betriebswirtschaftliche Software, Office-Anwendungen, E-Mail-Programme und Online-Banking-Software. Mit diesen Anwendungsprogrammen werden Mindeststandards als Basis kaufmännischen Handelns erfüllt und die Grundlage für ein ordentliches Büromanagement geschaffen. Hingegen haben rein branchenspezifische Anwendungen, die neue, effiziente Arbeitsweisen zum Inhalt haben, wie Aufmaß- und Gestaltungssoftware, noch längst nicht in jedes Malerbüro Einzug gehalten. Und mit CRM- und Archivierungssoftware, die für ein papierloses Büro unerlässlich sind, haben sich bislang offensichtlich nur wenige der teilnehmenden Maler- und Stuckateurbetriebe auseinandergesetzt.
E-Mail ist Standard
Neben der klassischen Briefpost hat sich der elektronische Postversand via E-Mail durchgesetzt. Mit der richtigen Differenzierungsstrategie, die zwischen Briefpost und eMail-Versand unterscheidet, lässt sich schnell Porto, Papier und Zeit sparen.
Mobile Anwendungen – da geht noch was
Ein Smartphone-Besitzer ist noch nicht zwangsläufig im digitalen Zeitalter angekommen. Leider zeigt sich dieses Bild auch im Umfrageergebnis. Mobilgeräte liegen zwar im Trend (siehe Grafik 1), aber sie werden im betrieblichen Einsatz von den Teilnehmern nur rudimentär genutzt. Die Bandbreite an Möglichkeiten die Mobilgeräte heutzutage Maler- und Stuckateurbetrieben bieten, ist offensichtlich noch nicht im Markt angekommen. Die überwältigende Mehrheit nutzt mobile Anwendungen primär zu Kommunikationszwecken via Instant-Messenger (z. B. WhatsApp) oder E-Mail. Hierbei handelt es sich ebenso wie bei einem Online-Kalender oder Online-Banking um Anwendungen, die vornehmlich auch privat genutzt werden. Weit weniger als die Hälfte der Teilnehmer nutzt mobile Anwendungen zu ausschließlich betrieblichen Zwecken. Rein betrieblich nutzbare Mobilanwendungen sind offenbar nach noch stark ausbaufähig.
Digitale Vernetzung hinkt
Diese Verhaltensweise bestätigt sich auch in den Antworten auf die letzte Frage „Wozu nutzen Sie das Internet?“ Das Internet wird vor allem zur Informationsrecherche, zu Kommunikationszwecken und fürs Online-Banking genutzt. Letztendlich orientiert sich auch hier die betriebliche Nutzung des Internets an der privaten Nutzung. Über diesen Tellerrand zu blicken, erscheint für viele offenbar nicht vorstellbar. Handwerk 4.0 steht für digitale Vernetzung. Hier ist das Internet das Maß der Dinge. Dem Datenaustausch mit Dritten kommt hierbei eine nicht unerhebliche Rolle zu. In der betrieblich zweckgerichteten Internetnutzung steckt noch großes Potenzial, das es für die Betriebe zu erschließen gilt. Ein Lichtblick gibt das Umfrageergebnis aber dennoch: 82,9 Prozent der Teilnehmer hat das Internet als Marketinginstrument erkannt und verstanden, dass der betriebliche Internetauftritt heutzutage ein absolutes Muss ist, um überhaupt im Markt noch wahrgenommen zu werden.
Fazit
Das Umfrageergebnis zeigt: Was privat genutzt wird, wird auch geschäftlich genutzt. Das klingt erstmal gut, ist aber keine betriebliche Digitalisierungsstrategie. Wie im privaten Leben spielen Mobilgeräte wie Smartphone, Tablet & Co. und auch das Internet betrieblich eine wichtige Rolle. Allerdings primär um genau die Anwendungen zu nutzen, die auch privat genutzt werden. Die geschäftliche Nutzung von Internet und Mobilgeräte unterscheidet sich also kaum von der privaten Nutzung. Hier haben viele Maler- und Stuckateurbetriebe offensichtlich noch nicht das Potenzial erkannt, das ihnen branchenspezifische Anwendungen und das Internet bieten können. Digitalisierung bietet Handwerksbetrieben Chancen. Doch das Vorhandensein digitaler Geräte macht aus einem Malerbetrieb noch keinen Malerbetrieb 4.0. Die betriebliche Nutzung ist entscheidend.